Kontakt: Pfarramtsbüro Gröditz
Gottesdienste im Wechsel mit den anderen Kirchen der Kirchgemeinde einmal monatlich:
sonntags 9.00 Uhr
Zu unseren Gottesdiensten
Die Kirche ist von Ostern bis zum Erntedankfest samstags und sonntags von 10.00 bis 18.00 Uhr verlässlich geöffnet.
Geschichte und Ausstattung der Kirche
Der Ort Nauwalde wird 1284 erstmals urkundlich erwähnt. Bischof Lutolf verkauft zu diesem Zeitpunkt diese Ländereien an Heinrich, den Markgrafen von Meißen. Bis zum Jahre 1529 war Nauwalde Filialkirche von Spansberg. 1590 wird das erste Mal eine eigene Kirche in Nauwalde erwähnt. 1716 bis 1717 wurde eine Fachwerkkirche erbaut. Eine Wetterfahne von 1717 ist davon noch erhalten.
Diese Kirche wurde am 17. Juli 1902 bei einem schweren Gewitter durch einen Blitzstrahl getroffen und restlos durch Brand zerstört. Am 21. Juli 1902 beschloss der damalige Kirchenvorstand den Neubau der Kirche und beauftragte den Architekten Paul Lange aus Leipzig mit der Ausführung der Zeichnungen.
Die Grundsteinlegung erfolgte am 10. Juli 1904. Die Kirche wurde – einschließlich des Inventars – in reinem Jugendstil aufgebaut. Ebenso erhielt sie im selben Jahr eine rein romantische Orgel. Am 10. September 1905 wurde die Nauwalder Kirche eingeweiht.
Die Nauwalder Kirchgemeinde besaß bis 1904 einen Marienaltar. Der um 1520 entstandene spätgotische Altar ist aus Holz geschnitzt, bemalt und stammt aus den Großenhainer Werkstätten von Pancratius Grueber. Er wurde an den Königlich-Sächsischen Altertumsverein in Dresden verkauft. Das noch erhaltene Mittelstück befindet sich heute in der Bautzner Domkirche im katholischen Teil. Der neue Altar kommt aus Berlin. Er und die Geräte wurden gefertigt und gestiftet von dem Burschenheim der Mission L. Bolle in Berlin Alt-Moabit.
Die von der Orgelbaufirma Schuster u. Sohn, Inh. Georg Schuster aus Zittau, erbaute Orgel besitzt ein schlichtes, sich sehr gut in den Raum einfügendes Jugendstilgehäuse, ist holzsichtig und steht auf der Westempore. Mit zwei Manualen und Pedal gibt es 16 klingende Register. Die technische Ausführung des Orgelwerks ist mit pneumatischer Traktur und gesteuerten Kegelladen.
Beim Kirchenneubau 1905 wurden drei neue Bronzeglocken angeschafft, gegossen von der Fa. C. Albert Bierling, Dresden. Diese drei Glocken ergaben ein Des-Dur-Geläut. Es wurde als besonders schön, wohl- und weit klingend gerühmt. In beiden Weltkriegen musste die Gemeinde Glocken abgeben: 1917 Abgabe der mittleren und kleinen Glocke. 1926 wurden zwei neue Bronzeglocken beschafft. Im Jahre 1942 musste die mittlere und große Glocke wieder abgegeben werden. Die jetzt noch vorhandene Glocke ist die kleine Glocke.
Die im Jugendstil erfolgte Innenausmalung wurde im vergangenen Jahrhundert entsprechend dem nüchternen Zeitgeschmack übermalt. Aufgrund fehlender finanzieller Mittel verfiel das Gebäude immer mehr. Ob das Gebäude jemals wieder in dem erforderlichen Umfang saniert werden könne, war damals sehr fraglich. Seit 1990 konnten intensive Baumaßnahmen durchgeführt werden. So verbesserte sich der Zustand der Kirche von Jahr zu Jahr. Bis zur 100-Jahr Feier im Jahr 2005 wurde das Innere des Chorraumes instandgesetzt. In der Mitte 2010 wurde mit Fördermitteln der Denkmalpflege und durch Spendenmittel die komplette Innensanierung abgeschlossen. Der gesamte Innenraum präsentiert sich nun wieder im ursprünglichen reinem Jugendstil. Mit der Außensanierung 2012 wurde dieses Bild vervollständigt.
Die Ausgestaltung einer Kirche ist ein interessantes Dokument, in dem man viel über die künstlerischen und theologischen Strömungen der jeweiligen Zeit erkennen kann. So sind die Wände in unserer 1905 erbauten Kirche im Jugendstil gestaltet. In den Glasfenstern oder an anderen Stellen findet man jedoch keine typischen Jugendstilornamente, sondern Bilder von Martin Luther und Philipp Melanchthon. Die Ursache für diese ungewöhnliche Komposition besteht darin, dass sich in dieser Zeit die künstlerische Strömung des Jugendstils mit der theologischen Strömung des Neuluthertums „trifft“. „Unter Neuluthertum versteht man die Wiederentdeckung und bewusste Rückkehr zum Werk und zur Botschaft, vielfach auch zur Lehrgestaltung der lutherischen Reformation in Deutschland.
Die Zeit des Jugendstils ist nur kurz. Sie dauerte ungefähr von 1890 bis 1910. Leuchtende Farben wurden nur sparsam eingesetzt. Sie sind inmitten einer gedämpften Umgebung etwas besonders Wertvolles. Die bedeutendste Farbe ist Blau, die symbolische Kraft für die Träume, das Märchenhafte und für die Melancholie. Das Auffälligste sind die floralen Ornamente.